Wasserzeichen

13.10.05: Schüleraustausch mit La Réunion

Ein Bericht von Doris Pohmer

Wertvolle Erfahrungen gewonnen

18 Schülerinnen und Schüler des Leibniz-Gymnasiums Pirmasens verbrachten zwei Wochen im tropischen Frühling auf der südlichen Halbkugel - sie nahmen an dem seit diesem Schuljahr bestehenden Schüleraustausch mit dem Lycée Levavasseur auf der französischen Insel La Réunion teil. "Wo liegt denn das?", diese Frage wurde vielfach bei den ersten Informationsabenden zu diesem Austausch gestellt. Jetzt wissen die Schüler der Mittel- und Oberstufe, dass man auch 10.000 km vom Mutterland entfernt im Indischen Ozean Französisch spricht und Baguettes zum Frühstück verzehrt. Das ist aber nur ein winziger Teil dessen, was sie während ihres zweiwöchigen Aufenthalts auf La Réunion entdeckt haben. Tiefe Talkessel mit Hunderten von Kilometern Wanderwegen, von Korallenriffen geschützte Sandstrände, schroffe Felsküsten und ein aktiver Vulkan - ein abwechslungsreiches Programm vor Ort sorgte dafür, dass die Schülergruppe unter Führung ihrer Lehrerinnen Einblick in die vielfältigen Landschaften und Kulturen der Insel erhielt. Durch die Unterbringung in Gastfamilien lernten die deutschen Gäste die Gewohnheiten und Bräuche der Réunionaisen kennen. Sie schlossen Freundschaften mit ihren französischen Gastfamilien, deren Vorfahren von verschiedenen Erdteilen stammen, was man an jeder Inselecke spürt: Hier stehen Kirchen neben Moscheen, Pagoden und hinduistischen Tempeln. "Manche von uns durften den Ramadan miterleben, andere lernten Indische Tänze und viele auch ein paar Brocken Kreolisch, welches von einem großen Teil der Bevölkerung neben Französisch gesprochen wird", berichtet die Französischlehrerin, Anja Bech, die den Austausch organisiert. Auch der Schulbesuch kommt vor Ort nicht zu kurz, so mussten die Leibnizianer nicht nur am Deutschunterricht ihrer Gastschüler teilnehmen. "Es ist eine einmalige Gelegenheit und tolle Erfahrung", berichteten begeisterte Teilnehmer nach ihrer Rückkehr, "wir bleiben in engem Kontakt mit unserer neuen Familie und Freunden und freuen uns schon sehr auf den Gegenbesuch der réunionaisischen Gruppe im März 2006".

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Fotos: Frau Bech

Erfahrungsbericht über den Schüleraustausch
Leibniz-Gymnasium Pirmasens - La Réunion (Indischer Ozean) im Oktober 2005

Hannah Agne, MSS 12

Als wir am 14. Oktober morgens in der Hauptstadt St.Denis auf der französischen Insel La Réunion landeten, wusste keiner so recht, was in den nächsten zwei Wochen alles auf ihn zukommen würde. Manche von uns hatten schon über Internet oder mit Briefen Kontakt zu ihren Austauschpartnern und -familien hergestellt, aber es gab auch einige, die noch ziemlich im Ungewissen waren. Es gingen uns Sachen durch den Kopf wie: "Hoffentlich halte ich es einigermaßen mit meinem Austauschpartner aus; hoffentlich schmeckt mir das Essen oder hoffentlich kann ich mich in irgendeiner Sprache oder mit Händen und Füßen verständigen!".
In der Ankunftshalle des Flughafens war die Nervosität spürbar, doch innerhalb einer halben Stunde waren wir alle von unseren Gastfamilien abgeholt und mit in ihr Haus genommen worden. Mir fiel sofort auf, dass das Klima auf La Réunion ein ganz anderes ist. Im Oktober herrscht Frühling auf der Südhalbkugel, es wird langsam wärmer und feuchter, die heißesten Monate Dezember und Januar liegen noch in einiger Ferne. Für uns war es eine Umstellung, dass die Sonne schon um sechs Uhr morgens aufging und um achtzehn Uhr abends wieder unterging. Natürlich freuten wir Deutschen uns schon alle auf das inseltypische Picknick am Strand, welches für den morgigen Samstagnachmittag geplant war, und wir konnten es kaum erwarten, ans Meer zu kommen und im Indischen Ozean zu baden. Hier die nächste Überraschung: einigen Réunionaisen war es bei ca. 25°C noch zu frisch, um schwimmen zu gehen - wir hingegen genossen die Sonne und das warme Blau.
Ein weiterer wichtiger Punkt auf unserem Programm war eine zweitägige, große Wanderung in den Talkessel Mafate. Ja, Talkessel hört sich zunächst einmal harmlos an, aber natürlich mussten wir nach dem Abstieg am ersten Tag, am darauf folgenden Morgen wieder rauskraxeln, nachdem wir die Nacht in Hütten in dem urigen Bergdörfchen La Nouvelle verbracht hatten. Doch die wunderschöne Landschaft mit Wasserfällen und Bergseen entschädigte uns für die Strapazen, Blasen an den Füßen und den Muskelkater. Auch die Westküste der Insel sollte uns nicht vorenthalten bleiben und so brachen wir zwei Tage später mit unseren zwei Lehrerinnen vom Leibniz und den zwei französischen Lehrern nach St.Gilles auf, um uns dort auf ein Glasbodenboot zu begeben. Wer bei der Schifffahrt weniger Glück beim Fische erspähen hatte, kam danach im Aquarium auf seine Kosten. Auf dem Rückweg hielt der Bus am Markt in St.Paul an, wo wir mit den sehr freundlichen Verkäufern Bekanntschaft machten, den Großtel unserer Souvenirs besorgten und viele neue Früchte und andere Leckereien kennen lernten.
In der zweiten Woche unseres Aufenthalts waren auf der Insel die Frühjahrsferien vorbei, und die Schule fing wieder an. Also begleiteten wir unsere Austauschpartner in den Unterricht am Gymnasium Lycée Levavasseur in St.Denis. Etwas verwundert waren wir über das Treppenhaus, das völlig im Freien lag und über die Lehrerin, die fragte, ob sie vielleicht den Ventilator einschalten sollte, was bei uns ja eher selten vorkommt im Oktober. Außerdem ist mir im Leibniz-Gymnasium auch noch kein Schild begegnet, auf dem steht, dass der letzte Lehrer, der den Saal verlässt, bitte die Klimaanlage ausschalten soll. Am besten gefiel uns der Unterricht bei Mme Lallemand, einer Deutschen, die seit 1982 auf La Réunion lebt, unter anderem, weil sie unseren Dialekt hören wollte und uns nach den aktuellen Ausdrücken der deutschen Jugendsprache fragte. Aber auch die anderen Lehrer nahmen uns freundlich auf und wir versuchten mehr oder weniger erfolgreich allen Stunden zu folgen.
Aber nun hatten wir die fast wichtigste Attraktion der Insel noch nicht gesehen: den Vulkan mit Namen "Piton de la Fournaise", der sogar gerade Lava spuckte, als wir auf La Réunion ankamen. Aber als wir ihn dann in der zweiten Woche bestiegen, hatte der Ausbruch leider schon aufgehört. Aber auch ohne dieses Highlight war die schwarze Mondlandschaft sehr beeindruckend und nachdem sich der Nebel etwas aufgelöst hatte, war auch die Aussicht toll. Die meisten von uns wanderten bis zum Kraterrand auf 2700 m Höhe. Nach weiteren Schulbesuchen an unseren beiden letzten Tagen mussten wir die Insel nach zwei Wochen voller neuer Eindrücke, Bekanntschaften und Erfahrungen auch schon wieder verlassen. Jetzt hat uns der Schulalltag in Pirmasens wieder eingeholt, wir haben uns an die winterlichen Temperaturen gewöhnt und denken sehnsüchtig zurück an unsere Brüder und Schwestern auf La Réunion. Im März werden sie uns besuchen kommen, wir können es kaum erwarten und bemühen uns, auch für sie ein abwechslungsreiches und interessantes Programm zusammenzustellen.