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12.6.2011 Info-Veranstaltung zum Welt-AIDS-Tag

10b nimmt teil an Info-Veranstaltung zum Welt-AIDS-Tag

Ein Bericht von Herrn Rieder

Wie in jedem Jahr so berichteten die Medien auch in diesem Jahr im Vorfeld des Welt-AIDS-Tages vermehrt über das "erworbene Immunschwäche-Syndrom". Immerhin ist es schon 30 Jahre her, dass das auslösende Virus entdeckt wurde. So war aktuell den Medien zu entnehmen, dass die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland rückläufig sei, in Rheinland-Pfalz sogar deutlich stärker als im bundesdeutschen Durchschnitt.

So positiv dieser Trend auch sein mag, es besteht noch lange kein Grund, die Aufklärung über das HI-Virus und die Folgeerkrankung AIDS zurückzufahren. An diesem Punkt war man schon um die Jahrtausendwende, als die Zahl der Neuinfektionen bis etwa 2005 wieder anstieg. Seitdem sind die Zahlen also wieder rückläufig.

Aufklärung tut also immer noch Not. So lud also das Städtische Krankenhaus Pirmasens Klassen verschiedener Pirmasenser Schulen zu einer Informationsveranstaltung ein, in der das Thema AIDS von verschiedenen Blickwinkeln in Form von Fachvorträgen beleuchtet wurde. Darüber hinaus hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Informationsmaterial der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mitzunehmen.

Vorbei die Zeit, in der man mit schrecklichen Bildern von an AIDS erkrankten Männern Menschen aufrütteln konnte. Moderne Medizin und Pharmazie machen es möglich, dass HIV-Infizierte ein durchaus "normales" Leben mit hoher Lebenserwartung führen können ohne dabei gar äußerlich gebrandmarkt zu sein. Heutige Aufklärung kämpft daher, so Herr Forster, Geschäftsführer des Städtischen Krankenhauses Pirmasens GmbH, in seinen Begrüßungsworten, gegen eine Reparaturmentalität in den Köpfen der Menschen. Wenn, so Herr Forster, etwas "kaputt" sei, so lasse man es einem Auto gleich eben reparieren. Die Medizin macht es ja möglich. Dass aber eine HIV-Infektion dabei aber das Leben verändere, vor allem auch im sozialen Umfeld, bedenke oft niemand.

Im Verlauf der Veranstaltung erhielten die Schülerinnen und Schüler recht interessante Zugangsmöglichkeiten zum Thema des Informationstages.

Frau Marion Baudis, Oberärztin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Städtischen Krankenhauses Pirmasens, informierte über "Empfängnisverhütung - 50 Jahre Pille". Wie auch von der BZgA propagiert, ist der Gebrauch von Kondomen nicht nur eine Möglichkeit, Schwangerschaften zu verhüten, sondern eben auch die Übertragung des HI-Virus zu verhindern. In einem sehr kurzweiligen Vortrag zeigte sie die historische Entwicklung der Empfängnisverhütung bis zur Einführung der Pille vor 50 Jahren.

Im Anschluss informierte Herr Dr. Thomas Rath, leitender Arzt der Abteilung für Nephrologie und Transplantationsmedizin am Westpfalz Klinikum in Kaiserslautern, über "HIV und AIDS 2011". Herr Dr. Rath konnte mit absolut aktuellen Zahlen zum Thema aufwarten. So erfuhren bspw. die Schülerinnen und Schüler, dass - basierend auf Schätzungen des Robert Koch Instituts - in der Bundesrepublik ca. 73.000 Menschen mit HIV/AIDS leben. Davon sind ca. 61.500 Betroffene männlichen Geschlechts. Die Zahl der Neuinfektionen in 2011 wurde auf 2700 Personen geschätzt, davon alleine 2250 Männer. Die Gesamtzahl der HIV-Infizierten seit Beginn der Epidemie wird auf ca. 100.000 geschätzt, davon sind ca. 27.000 bereits gestorben. In Deutschland mag man den rückläufigen Trend der Neuinfektionen positiv zur Kenntnis nehmen, wobei sich eben weltweit dieser Trend nicht beobachten lässt. So betrug die Zahl der an HIV Infizierten 2010 ca. 34 Millionen Menschen (2001: 29,6 Mio.). Man schätzt, dass ca. 2 Mio. Menschen jedes Jahr an AIDS versterben. Darüber hinaus macht Herr Dr. Rath deutlich, dass eben auch Kinder von einer Infektion nicht verschont bleiben. Hier ist allerdings ein Rückgang zu beobachten. Waren es 2001 noch 650.000, so schätzt man die Zahl für 2010 auf 350.000 Kinder.

Nach dieser statistischen Übersicht, erhielten die Anwesenden einen Überblick über die Entstehungsgeschichte des HI-Virus, seine Entdeckung und die Möglichkeiten seiner Behandlung. So hat die Medizin unwahrscheinliche Fortschritte seit Entdeckung des Virus 1981 - nachdem sich Fälle von typischen Lungenentzündungen junger Männer an der Westküste der USA häuften - gemacht. So wird heute ein Versagen der Therapie immer seltener. 25 Medikamente sind heute im Einsatz, welche den Infizierten einen normalen Lebensablauf ermöglichen. Aber HIV bleibt auch bei positiv ansprechender Therapie eine chronische Infektion. Die Behandlung verursacht jährliche Kosten je nach Therapie und Präparat zwischen 5.500 € und 13.500 € pro Jahr. Hinzu kommen mitunter je nach Präparat bestimmte Nebenwirkungen.

Was einem in der westlichen Welt an HIV Infizierten selbstverständlich zu Teil wird, ist für einen in Afrika, Asien oder auch Osteuropa lebenden Infizierten nicht selbstverständlich. Dort verzeichnet man immer noch starke Zunahmen bei den Neuinfektionen. Bezahlbare Medikamente stehen nicht unbedingt zur Verfügung. Aber auch hier besteht Hoffnung. So konnten bspw. in Uganda die Therapiekosten von 12.000 US$ (1990) auf aktuell 50 US$ gesenkt werden. Weiterhin ist man in den afrikanischen Ländern (südlich der Sahara) auch bemüht, die Infektion von der Mutter auf das Kind zu unterbinden (Geburt, Stillen). Auch hier sind im Bereich der Prophylaxe deutlich Erfolge zu verzeichnen. Dass AIDS aber gerade in diesen Ländern ungeahnte Folgen haben kann, zeigte das von Herrn Dr. Rath am Beispiel Simbabwe: Dort sterben im wahrsten Sinne des Wortes die Lehrer aus. Wer soll die Kinder dort also unterrichten, sie aufklären?

Zuletzt informierte Frau Almuth Ovie von UNICEF Mannheim-Ludwigshafen über die "Versorgung von AIDS-Waisen in afrikanischen Ländern". Auch Frau Ovie betonte nochmals die durchaus dramatische Situation in einigen afrikanischen Ländern. Anschaulich zeigte sie auf, wie sich UNICEF auf vielfältige Weise in Afrika engagiert. Neben der Vermeidung von Neuinfizierung von Kindern, wie eben bei der Geburt oder über das Stillen, werden eben auch AIDS-Waisen betreut, wobei in afrikanischen Ländern ein Kind schon als Waise gilt, wenn die Mutter verstirbt. Welchen Stellenwert die Arbeit von UNICEF hat, konnte Frau Ovie an einer Zahl aus dem Jahr 2008 festmachen: 17,5 Mio. Kinder hatten bis dahin einen oder beide Elternteile wegen AIDS verloren.

Ein für die Schülerinnen und Schülern sehr informativer Vormittag, der nicht mit Schreckensbilder und Krankheitsszenarien zu überzeugen versuchte, sondern verschiedene, eben auch globale Aspekte hervorhob.

Das Leibniz-Gymnasium möchte sich an dieser Stelle nochmals für die Einladung zu dieser Veranstaltung seitens des Städtischen Krankenhauses Primasens bedanken. Ein besonderer Dank gilt hierbei Frau Christine Mann für die Organisation und die Betreuung der Veranstaltung.