Wasserzeichen

27.06.14: Theater "Jedermann"

Jedermann – geht alle an

Jedemann-Plakat 6/2014Bericht: Herr Faul

Das Ensemble „Großes Schauspiel" (Besetzung nachzulesen im Programmheft) der neu gegründeten Theatergruppe am Leibniz gab am Freitag, den 27. Juni, den Jedermann. Mit dem Mysterienspiel um den reichen Jedermann assoziiert man gerne philiströses Spektakel und Salzburger Festspiele. Die Akteure um ihren Regisseur Herrn Gutmann verzichteten hingegen wohltuend auf eitle Rollen-Inszenierung und verpflichteten sich ganz der Wirkung des Wortes. Eine ergötzliche Abwechslung gegen die beliebte Doktrin des Regisseurtheaters, jeden Stoff burlesk und schrill auszukitzeln. Vor schwarzem Hintergrund und in den gedeckten Farben ihrer schlichten Kostümierung führten die Spieler das Universelle vor, das der Jedermann jeden der Zuschauer auf sich selbst wenden lässt.
Eric Bahne in der Hauptrolle bildete – schon allein wegen der Textfülle der Rolle - den Fokus des Abends. Souverän verfügte er über das gewaltige Textpensum und ließ die sperrigen Verse Hoffmannsthals leicht fließen. Seine Gestik war reduziert, aber jederzeit klar intendiert, die Gravitas der Figur damit souverän hergestellt.
Seine ihn umgebende Lebenswelt - Vettern, Buhlschaft, Dienstpersonal, Freund - in der ersten Hälfte des Stückes wurde schlicht und nüchtern aufgespielt. Diese Spieler hatten Doppelrollen und bewiesen in der zweiten Hälfte des Abends ihre Fähigkeiten:
In der allegorischen Rolle des Mammons gab Daniel Gut den schrillen und verzerrenden Materialismus. Julia Knecht überzeugte als Allegorie der guten Werke, in Gestik und Stimme wurde deutlich, wie sanft und zerbrechlich sie im Lebensalltag gefährdet bleiben. Nadine Gegenfurtner trat an Jedermann heran als der fordernde Glaube, auf den man bauen kann.
Den Teufel verkörperte David Kölsch als biederen Sachbearbeiter, der beflissen seine Arbeit verrichten will, aber - durch Glauben und die guten Werke gehindert - verärgert davonziehen muss. Dass Jedermann vom Tod heimgesucht und dieser damit zum existentiellen Movens unser aller Handelns wird, illustrierte eindringlich Daniela Wüstemann.
Der Zuschauer verlässt den Abend beeindruckt durch Wortmacht und Bildkraft in der Gewissheit, das Spiel vom Sterben nicht nur des reichen Mannes gesehen zu haben, sondern das jedermanns.

Fotos: Herr Faul, Herr Mohr

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